Aldi Logistikzentrum soll in Aligse gebaut werden
Aldi Logistikzentrum soll in Aligse gebaut werden. Der Discounter ALDI plant, sein bisheriges Zentrallager in Lehrte-Sievershausen durch ein neues Logistikzentrum am Standort Aligse zu ersetzen (Gewerbegebiet Lehrte-Nord 3). Dafür soll eine landwirtschaftliche Fläche von 170.000 m² genutzt werden.
Zu diesem Zweck wurde das Gewerbegebiet Lehrte Nord 3 – Erweiterung im Flächennutzungsplan in ein Industriegebiet umgewandelt.
Diese Umwandlung hat u.a. folgende Konsequenzen:
- Von einem Industriegebiet müssen erheblich höhere Lärmemissionen akzeptiert werden als von einem Gewerbegebiet.
- In einem Industriegebiet darf an sieben Tagen in der Woche 24 Stunden gearbeitet werden. Es werden dann keine Nachtruhe-Zeiten mehr eingehalten und auch keine Sonn- und Feiertage.
Die erste Wohnbebauung in Aligse ist nur 300 Meter von diesem Industriegebiet entfernt! Zu nah, um die Anwohner vor den Auswirkungen dieses Mega-Projektes schützen zu können.
Zusätzlicher Logistikstandort geht zu Lasten aller Anwohner
Doch die Auswirkungen dieses Bau-Projektes werden nicht nur in Aligse zu spüren sein. Die Verkehrsüberlastung des Stadtgebietes Lehrte und der umliegenden Ortschaften ist schon jetzt gegeben. Die Bürger erfahren nahezu täglich, dass ein „Normalbetrieb“ auf der A2 eher die Ausnahme als der Regelfall ist. Eine weitere Verschärfung dieser Situation durch einen zusätzlichen Logistikstandort in Lehrte geht zu Lasten aller Anwohner an den A2-Ausweichstrecken im Bereich Lehrte. Auch vor dem Hintergrund des im Probebetrieb befindlichen Güterumschlagzentrums Megahub in Ahlten stellt sich die Frage: Wie viel Logistikverkehr kann oder soll Lehrte noch verkraften und hinnehmen?
Änderung im Bebaungsplanverfahren
Der Discounter ALDI und die Stadt Lehrte haben 2017 einen angebotsbezogenen Bebauungsplan vereinbart, in dem nur wenige Eckpunkte genau festgelegt sind. Die meisten Bebauungsparameter kann der Bauherr bei diesem Verfahren im Verlauf des Baus nach eigenem Gutdünken bestimmen.
Nach zweijähriger Diskussion hat am 30. Oktober 2019 eine Mehrheit im Rat der Stadt Lehrte für eine Änderung des Planverfahrens gestimmt. Das Verfahren soll nun als vorhabenbezogener Bebauungsplan fortgesetzt werden. Das bedeutet, dass der Vorhabenträger ALDI seine Pläne jetzt vor der Beschlussfassung im Detail vorlegen muss.
Am 04.11.2020 wurde der überarbeitete vorhabenbezogene Bebauungsplan unter der Vorlagennummer 216/2020 im Sessionnet der Stadt Lehrte veröffentlicht.
Größer als der Aligser Ortskern
Jetzt ist klar: Die Hallenfläche darf – einschließlich möglicher Erweiterungen – eine Gesamtgröße von ca. 70.000 m² haben, womit sie größer wäre als der Aligser Ortskern. Die Halle darf eine Gesamthöhe von 17,5 m erreichen, womit sie höher wäre als der Steinwedeler Kirchturm oder die neu gebaute Werkshalle (11,75 m) in der Aligser Dorfmitte. Das Gebäude hat eine Länge von 327 m, was der Entfernung von der Volksbank bis zum Bahnhof Aligse entspricht. Es ist bis zu 154 m breit (Entfernung von der Volksbank bis zur Kreuzung „Aligser Eck“).
Bisher liegen im Detail nur die Pläne des ersten Bauabschnitts vor (siehe auch: Daten und Fakten). Von den weiteren Ausbaustufen im Norden und Nordosten (Richtung Dorf!) ist, abgesehen vom Flächenverbrauch (bis zu 25.000 m2) und der für den Flächennutzungsplan geltenden zulässigen Gesamthöhe von 17,5 m, wenig bekannt. Die Erweiterungen werden das Dorf in jedem Fall noch stärker betreffen. Es sind z.B. 18 zusätzliche Ladeplätze geplant, die natürlich weiteren LKW-Verkehr nach sich ziehen werden.
Zwar müssen weitere Ausbaustufen von der Politik beschlossen werden, aber wird die Politik – wenn der erste Bauabschnitt erst einmal steht – einer Erweiterung widersprechen?
Hohe Belastung der Ortschaft Aligse
Völlig unbeachtet bleibt bei diesen Planungen die ohnehin schon hohe Belastung der Ortschaft Aligse durch den bestehenden Verkehr (Lärm, Abgase). Im Osten wird das Dorf von der viel befahrenen Bahnstrecke Hannover-Celle-Uelzen begrenzt (deren Güterverkehrsaufkommen sich in den kommenden Jahren verdoppeln soll), im Süden von der Bundesautobahn 2.
Und natürlich wird der Betrieb des Güterumschlagzentrums Megahub im Südwesten in den kommenden Jahren das Verkehrsaufkommen zusätzlich erheblich verstärken. Ganz nebenbei wird mit dieser Industrieansiedlung das einzige barrierefrei zugängliche Naherholungsgebiet der Dorfbewohner verbaut und der schützenswerte dörfliche Charakter Aligses unwiederbringlich zerstört.
Der Verein für Dorferhaltung und Umweltschutz e.V. setzt sich aus diesen Gründen dafür ein, die Umwandlung des bisherigen Gewerbegebiets in ein Industriegebiet rückgängig zu machen. Ein solches Projekt steht in keinem vernünftigen Verhältnis zu den Interessen der betroffenen Bürger.